In der Geschichte der Stadt Schleswig gab es eine Vielzahl von Mühlen, hauptsächlich Wassermühlen, einige Roßmühlen sowie drei Windmühlen. Die Wassermühlen bildeten von Alters her die „Aristokratie“ unter den Mühlen, da deren Gebäude die stattlichsten ihrer Umgebung waren und auf den Wohlstand ihrer Besitzer schließen ließen. Die Windmühlen werden auf dieser Seite ausführlicher behandelt, die bedeutendsten Wassermühlen seien hier nur aufgelistet:

1. Grauklösterliche Zwangs-Wassermühle zu St.-Jürgen“ (St.-Jürgener Mühle) am Mühlenbach
2. „Neue Stadtmühle“ am Polierteich
3. „Alte Stadtmühle“ am Mühlenbach zwischen Kälberteich und Schlei
4. „Bork- und Stampfmühle“ unterhalb der „Neuen Stadtmühle“
5. „Gottorfer Erbpachtmühle“ am Herrenstall
6. „Pulvermühle“ auf der Hüsbyer Feldmark
7. „Stampfmühle“ am Rande des Tiergartens, ehemals Pöhler Walde

Blickt man tiefer zurück in die Schleswiger Geschichte, so werden weitere Mühlen genannt, über die aber kaum Informationen überliefert wurden. So lag z.B. am Stadtfeld die „Hammer- und Drewatt-Mühle“, von der lediglich bekannt ist, dass sie im Jahre 1577 verkauft wurde und dass die Stadt dafür noch lange eine Kontribution (Sondersteuer) an die landesherrliche Kasse entrichten musste.

Die Gallberger Windmühle

Ein alter Windmühlenstandort war der Bereich um das heutige Carstensdenkmal am oberen Gallberg. Schon im Jahr 1660 erbaute der Amtsinspektor Joachim Schmieden auf der von ihm erworbenen „Mühlenkoppel“ eine Windmühle. Diese brannte jedoch einige Jahre später durch Selbstentzündung ab.
Unweit des alten Mühlenstandortes ließ die Stadt 1739 durch den Schwabstedter Müller Jürgen Carstens eine Bockmühle, die als Graupen- und Grütz-Windmühle eingerichtet war, bauen. Damit hatte die Stadt scheinbar gegen das landesherrliche Bannrecht verstoßen, denn der Gottorfer Amtmann verbot den Eingesessen des Amtes Gottorf die Benutzung dieser Mühle. Obwohl der Müller Carstens nur die Stadtkundschaft bedienen durfte, hatte er sein Auskommen.
Der Müller durfte nur Graupen und Graupengrütze mahlen, nicht Buchweizen, Hafer oder Roggen. Das Mahlgetreide durfte er nur auf dem Lande und auf öffentlichen Märkten erwerben.
Diesen einträglichen Mühlenbetrieb hat Jürgen Carstens Sohn Hans, ein langjähriger Müllermeister, übernommen. Hans Carstens war der Vater des späteren Maler und Zeichner Asmus Jakob Carstens, an ihn erinnert heute das gleichnamige Denkmal am oberen Gallberg. Hans Carstens starb 1762, seine Witwe heiratete den Müller Jürgen Muhl. Die beiden führten den Mühlenbetrieb weiter, bis die Mühle 1767 komplett abgebrannt ist.

Da die alte Mühle zu dicht an der Straße lag, kam es häufig vor, dass die Pferde der vorüberfahrenden Gespanne vor den sich drehenden Mühlenflügeln scheuten. Daher erfolgte der Wiederaufbau auf der Anhöhe des Gallbergs östlich der Straße. Die Mühle hatte im Verlauf der Jahre mehrere Besitzer und sie wurde mehrmals durch Blitzschlag und Feuer beschädigt bis sie 1883 komplett nieder brannte. Die wiederaufgebaute Mühle wurde dann 1920 demontiert, ihre Bestandteile verkaufte der Müller Paulsen nach Grödersby.

Die Mühle im „Alten Garten“

Im Jahre 1750 wurde mit der landesherrlichen Einwilligung eine zweite Grütz- und Graupenmühle in Schleswig errichtet, ihr Standort befand sich am Ufer der Schlei im Bereich des heutigen Wikingturmes im ehemaligen „Alten Garten“. Diese Windmühle durfte jedoch nur unter der Bedingung gebaut werden, dass sie nicht mit der benachbarten Gottorfer Wassermühle konkurriert. Daher durfte in der Windmühle kein anderes Mehl gemahlen werden, „als was bei dem Graupen- und Grützmahlen abfällt, oder aber von geschelleten oder gepelleten Grütz und Graupen gemacht wird“, so dass die Herstellung von Roggenmehl von vornherein ausgeschlossen war.
Bis zum Jahr 1815 hat die Windmühle verschiedene Eigentümer gehabt, jedoch war den Gottorfer Wassermüllern die Windmühle eine unbequeme Nachbarin.
Das Ende der Windmühle nahte, als der Erbpächter der Gottorfer Wassermühle Gerhard Detlef Lund 1815 seine alte Grützmühle, abbrach und durch eine neue baute „auf eben dem Grunde des alten Gartenlandes“, angeblich, „um die neue Grützmühle näher bei sich zu haben“. Durch diese direkt Konkurrenz gingen die Geschäfte der alten Windmühle zurück und der letzte Windmüller, Peter Jürgensen, sah sich gezwungen, seine Mühle an Lund zu verkaufen. Nachdem die Windmühle 1832 nieder brannte, wurde sie von Lund mit zwei Böden nebst zwei Mehl-und Graupengängen wieder aufgebaut.
Mit der Aufhebung des Mühlenzwanges 1854 stieg die Zahl der Windmühlen deutlich an und die Konkurrenz unter den Müllern wurde stärker, sodass der letzte Betreiber der Windmühle, Müller Behnke, sie im Jahre 1855 abbrechen ließ.

Die Hühnerhäuser-Mühle

Da die Mahlkraft im Stadtgebiet Mitte des 19.Jahrhunderts unzureichend war, so dass von auswärts viel Mehl eingeführt werden musste, erhielt der ehemalige dänische Oberwachtsmeister und „Dannebrogsmann“ J.U.Möller 1861 die Erlaubnis, eine Kornwindmühle mit drei Gängen auf Stadtgrund zu bauen. Diese Mühle hat im Bereich der heutigen Hühnerhäuser-Kreuzung gestanden. Der letzte Eigentümer, der Müller Joh. Petersen, verband mit dem Mühlenbetrieb eine Krämerei und eine Bäckerei. Im Jahre 1900 brannte die Mühle ab und wurde nicht wieder aufgebaut.

 

Text: Sönke Hansen
Quellen: Heinrich Philippsen, Alt-Schleswig, Beiträge zur Geschichte der Stadt Schleswig, Helgo Klatt, “Ein Spaziergang durch die Straßen der Stadt vor und um 1900, Beiträge zur Schleswiger Stadtgeschichte Heft 11 / 1966
Ernst Schlee, Die Stadt Schleswig in alten Ansichten

 

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